Dienstag, 18. März 2014

FilmReview + Buchvergleich: Die Bücherdiebin


Ohne Spoiler!

Originaltitel: The Book Thief
Filmstart US: 08 November 2013
Filmstart D: 13. März 2014
Filmstudio: 20th Century Fox
Dauer: 132 min.
FSK-Freigabe: ab 6 Jahren
Regie: Brian Percival (Downton Abbey)
Drehbuchautor: Michael Petroni (Narnia 3, The Rite-Das Ritual)
Musik: John Willimas (Der weiße Hai, E.T., Star Wars, Indianer Jones, Harry Potter)
Hauptrollen: Sophie Nélisse, Geoffrey Rush (Fluch der Karibik, The Kings Speech), Emily Watson
Buchrezension: KLICK



Wie Worte Leben retten können!








"Liesel Meminger (Sophie Nélisse) ist die Bücherdiebin, ein außergewöhnliches und mutiges Mädchen. Während des Zweiten Weltkriegs zerbricht ihre Familie und Liesel kommt zu den Pflegeeltern Hans (Geoffrey Rush) und Rosa Hubermann (Emily Watson).
Durch die Unterstützung ihrer neuen Familie und durch Max (Ben Schnetzer), einen jüdischen Flüchtling, der von ihnen versteckt wird, erlernt sie das Lesen. Für Liesel und Max werden die Macht und die Magie der Wörter und ihre Phantasie zur einzigen Möglichkeit, den turbulenten Ereignissen, die um sie herum geschehen, zu entfliehen."



In diese Kritik lasse ich einmal meine Meinung - als jemand, der das Buch schon vorher kannte - und die meiner Mama einfließen. Sie kennt das Buch nicht und hat desweiteren noch die super Skills einer Hobby Historikerin und dadurch noch eine andere Sichtweise.

Zum einen war ich nicht sicher, was ich von dem Film erwartet hatte.
1. Soll die bildhafte Sprache des Buchs im Mittelpunkt stehen?
2. Soll es sich möglichst nah an die Handlung im Buch halten?
3. Soll er historisch korrekt sein?
4. Sollen die Kulissen wahnsinnig realistisch sein?
5. Soll der Fokus auf den Erzähler, den Tod gelegt werden?
Oder soll der Film aufrütteln und die Hauptmessage möglichst gut rübergebracht werden?

Die Filmemacher haben sich für Punkt 3, 4, einer Prise von 2 und vor allem für das "Oder" entschieden. Und ich glaube diese Entscheidung war richtig.

Als erstes muss ich alle Buchfans beruhigen: Der Tod ist der Erzähler und leitet den Film und Liesel wunderschön ein und am Ende wieder aus! Mir war, als fand er durchgängig die richtigen Worte ohne kitschig oder übertrieben zu wirken. Mit "Ihr alle werdet sterben!" begrüßt er den Zuschauer. So sollte es sein :)
Ich fange mal mit dem Positiven an, und das ist - Gott sei Dank - ziemlich viel!



Positiv

Punkt 3: Wir sehen Teile der Reichsprogromnacht, Bücherverbrennung, das Rekrutieren der Soldaten und die Arbeit an der Heimatfront. Der Großteil findet sich auch im Buch wieder.
Allerdings wurden beim Rekrutieren der Männer für den Krieg einige Änderungen vorgenommen, was den Zeitpunkt und den Grund betrifft. Das macht die Geschichte realistischer als im Buch. Es ist nur ein kleines historisches Detail im Buch wie im Film. Trotzdem zeigt es, dass die Filmemacher sich Mühe gegeben haben diese Geschichte in einem historisch korrekten Rahmen zu erzählen und dadurch glaubwürdiger zu machen, auch wenn das heißt etwas aus dem Buch zu verändern. Fand ich sehr gelungen!

Punkt 4: Hier sieht man eine wunderschöne Detailverliebtheit! Die Straßen, die Häuser, die Wohnungen... alles war wunderbar auf die 30er und 40er Jahre angepasst. Bei den Kulissen wurde sich bei jedem Kissen, Sofa, Riss in der Wand, Buch, Bett, Keller, Lampe und Größe der einzelnen Wohnungen solche Mühe gegeben, dass man nach 5 Minuten schon das Gefühl hat mitten in der Himmelsstraße zu stehen. Hut ab!

Eine Prise von 2: Grundlegend hält sich die Handlung sehr stark an das Buch. Manche Charaktere wie Frau Holzinger samt Söhne oder Frau Lindner fehlen gänzlich. Auch die Essensdiebstähle und die damit verbundenen Charaktere tauchen nicht auf. Die Hitlerjugend wird auch nicht erwähnt, dafür darf Franz Deutscher als gemeiner Junge Liesel und Rudi bei jeder Gelegeneit tyrannisieren.
Die Charaktere von Hans und Rosa Hubermann, Rudi, dem Juden Max, Rudis Vater usw. sind einfach toll geschauspielert und gut im Drehbuch verpackt. Man kann sie greifen wie im Roman, auch wenn einigen verständlicher Weise weniger Platz eingeräumt wird.
Die Buchfans dürfen sich übrigens auch auf die Jesse-Owens-Geschichte freuen!

Das "Oder": Die Beziehung zwischen Liesel und Max zeigt wie im Buch die Macht der Worte zu dieser Zeit! Das finde ich gut gelungen. Liesel darf lesen, vorlesen und dichten. Es wird klar dargestellt wie wichtig das in dieser Zeit und besonders auch für Max, "der im Schatten lebt" ist.
Außerdem zeigt der Film gut, was die Kinder in dieser Zeit durchmachen mussten. Die ganzen Bombenwarnungen und Nächte in Kellern zusammengepfercht mit den Sirenen im Kopf und nicht zu wissen, ob das eigene Haus noch steht, wenn man wiederkommt. Es ist schön, dass Amerika mal einen Film gemacht hat, indem auch dieser schreckliche Aspekt - an dem sie ja mit Schuld waren - beleuchtet wird.


Negativ

"Hollywood-Sezenen"
Meistens hat sich Hollywood richtig am Riemen gerissen, aber zwischendurch (ca. 4 Szenen) haben sie es mal wieder extrem dramaturgisch übertrieben.
Ihr kennt das: Die Schwarzen Reiter strecken 1000 Mal die Finger nach Frodo aus, sind Milimeter nah an ihm dran, aber in letzter Sekunde können sie ihn nicht greifen. Diese Überspanntheit und mangelnde Logik haben bestimmt viele in Hinsicht auf diesen Film gefürchtet. Und in diesen 4 Szenen war die Furcht auch berechtigt. Herr im Himmel! Vor allem bei einer der Schlussszenen musste ich mich fast übergeben - so schlecht und kitschig war es! Einfach grausam, vor allem da es im Buch ja keine solche Szene gibt.
Jeder wird die Szenen erkennen, die ich meine. Im großen und ganzen sind sie aber in der Unterzahl ;)

Liesel!
Kann das Mädel mir mal bitte verraten, wie sie immer diese tollen Frisuren hinbekommt?! Es sieht einfach typisch amerikanisch, kitschig und unpassend aus. Am besten ist die Szene am Anfang, wo die Mutter schimpft, wie dreckig Liesel aussieht, aber ein Blick auf Liesel zeigt, dass sie perfekt geschminkt und wie frisch aus dem Ei gepellt ist. Manchmal hat sie auch zu schüchtern und naiv gefragt. Im Buch war sie von Seite zu Seite mutiger und störrischer. Sie hat direkt gesprochen, statt mit den Wimpern zu klimpern. Es war aber letzt endlich nicht so sehr stöhrend.

Die Synchronstimme der Lehrerin
Ja, sie bekommt einen eigenen Punkt! Die Synchronstimme war einfach nur unterirdisch und billig. Ohne Emotionen flüsterte sie die vorgegebenen Worte vor sich hin, die dadurch gar keinen Sinn mehr ergaben. Da sie aber sehr resolut aussah, kann ich mir vorstellen, dass die Originalstimme besser gepasst hat.







Die positiven Aspekte haben einfach überwogen und vor allem die, die das Buch noch nicht gelesen haben werden bestimmt zufrieden mit dem Film sein, wenn nicht sogar begeistert.
Alle Buchfans müssen sich halt darauf einlassen, dass Liesel etwas zu "sauber" wirkt und sich höchstens vier unnötig dramatische Szenen eingeschlichen haben. Trotzdem sollten auch sie mit einem postiven Gefühl aus dem Film herausgehen, denn meiner Meinung nach hat er gesagt, was gesagt werden sollte.
Und nochmal vielen Dank an einen großartigen Geoffrey Rush! :)

sowohl als Buchverfilmung, als auch als alleinstehender Film:
♥♥♥♥

4 Kommentare:

  1. Huhu,
    ich wollte das Buch auch diesen Monat noch lesen und den Film schauen... bin schon sehr gespannt darauf :)

    LG ♥

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    1. Ui dann wünsche ich dir ganz viel Spaß ;)
      Es ist wirklich ein sehr berührender Film. Meine Mama ist immer sehr anspruchsvoll, und sie fand ihn auch wunderbar♥

      Liebe Grüße
      Souci

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  2. Ich kann dir ziemlich zustimmen, denn ich habe den Film am Sonntag gesehen. Allerdings gefiel mir nicht, dass die Bücher innen auf Englisch geschrieben wurden, sowie das Alphabet im Keller. Sicher, es ist ein amerikanischer Film, aber die Buchrücken waren deutsch und das Ganze spielt nun mal in Deutschland. Mit der Szene am Schluss, die du kitschig findest...oh ja!!! Da kann ich dir nur recht geben! Ebenso mit dem Schmutz! Liesel sah fast immer wie aus dem Ei gepellt aus. Aber sonst war der Film sehr gut gemacht und wie das mit dem Tod als Erzähler gelöst wurde, fand ich super!
    LG Martina

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    1. Seh ich auch so ;)
      Endlich gibt es ein Aufatmen - denn die Bücherdiebin sichert sich einen Platz unter den gut gelungenen Buchverfilmungen!

      Liebe Grüße
      Souci

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