Dienstag, 29. Juli 2014

Rezension: Welt aus Staub von Stephan R. Bellem



Autor: Stephan R. Bellem
Genre: Dystopie
Verlag: Ueberreuter
Erschienen: Januar 2012
ISBN: 978-3-8000-9553-7
Taschenbuch: 400 Seiten; vergriffen
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Stadt der Sünde
- Intrigen, Verrat und Pflanzen für die es sich zu sterben lohnt







"Im Jahr 2177 ist die Erde ein toter Planet. Ein Pilz hat sämtliche Vegetation vom Angesicht der Welt getilgt, und die überlebenden Menschen in die Zuflucht der Megacitys gezwungen. Einige wenige Reiche herrschen über Millionen von Mittellosen. In dieser dunkelsten Stunde der Menschheit erheben sich vier Menschen, um das Schicksal des Planeten zu verändern: 
Danny, ein junger Ingenieur in der einzigen Firma, die Lebensmittel herstellt; Tessa, eine Prostituierte, die sich Nacht für Nacht auf den Straßen einer der letzten Städte des Planeten durchschlägt; Elaine, eine Schmugglerin, die den sterbenden Planeten nach lebendigen Pflanzen absucht, die sie an den Meistbietenden verkaufen kann; und schließlich Sam, der an der ersten oberirdischen Plantage arbeitet, die die Menschheit vom Pilz befreien könnte. Wenn ihr Leben bis zu ihrer ersten Begegnung schon kein Zuckerschlecken war, so beginnt danach der Ärger erst richtig."







Es stellt sich bei so einem tollen Cover (nur meine Meinung) ja immer die Frage, ob der Inhalt hält, was das Cover verspricht. Diesmal auf jeden Fall schon!
Also, was gibt es zum Buch zusagen? Viel, aber vor allem: Spannung, Spannung und Spannung!

"Stadt der Sünde"? Wenn man sich Sams und Dannys Leben anguckt ist die Stadt doch gar nicht so schlimm, oder?
Mit ihrem gemeinsamen Freund Paul halten sie sich für die drei Musketiere, denn sie kennen sich seit je her, verdienen das meiste Geld, bewohnen die besten Apartements und können sich alles und jeden kaufen.

Wirft man jedoch einen Blick nach unten, dann sieht man, wie die 17-jährige Prostituierte Tessa Tag um Tag an der Straße steht, um ihren Körper zu verkaufen und einen nie enden wollenden Überlebenskampf unterhalb des Exisitensminimums bestreiten.

Eine schicksalhafte und gar nicht mal so zufällige Begegnung zwischen Tessa und dem erfolgreichen Danny ändert plötzlich alles. Plötzlich ist Tessa im Besitz von etwas ganz Kostbarem und gerät ins Visier von Gangstern und anderen Männern mit mehr Macht und Waffen, als Tessa gut tun.
Zum Glück steht ihr Elaine, eine hartgesottene und kriminelle Schmugglerin zur Seite - mein Lieblingscharakter, denn sie ist sooo Bad Ass!

Ich könnte jetzt noch weiter machen und euch vom unheimlichen Abteilungschef Carl, Gangsterboss Sid oder Barbesitzer Jack erzählen, denn sie spielen alle eine wichtige Rolle und sind vielschichtige Charaktere, aber kürzer geht es wohl, wenn ich zusammenfasse:
Stephan R. Bellem erschafft in seinem Buch vielschichtige und nachvollziehbare Charaktere die gut, böse oder etwas dazwischen sind. Nur das eine vom anderen zu unterscheiden macht er dem Leser gekonnt schwer.

Bis zur letzten Seite fragt der man sich: "Wem kann der Held bloß trauen? Wer ist der Mörder, der Verräter, der Drahtzieher?" Zum Glück für das Seelenheil des Lesers endet die Geschichte natürlich mit einer schlüssigen und zufriedenstellenden Auflösung!
Doch seit gewarnt! Nicht umsonst vergleiche ich das Buch - wenn auch weit hergeholt - mit der Stadt der Sünde. Denn auch wenn ihr glaubt zu wissen, was passiert, wenn ihr gerade einen Charakter so richtig lieb gewonnen habt und euch darauf freut, ihn auf seinem Weg zu begleiten, dann kann es sein, dass er im nächsten Moment von einer Kugel durchlöchert wird. Ich mein ja nur, sagt nicht, ich hätte euch nicht gewarnt! ;-)

Besonders gefallen hat mir auch Bellems Erzähltechnik. Die unterschiedlichen Perspektiven von den unterschiedlichsten Personen, die jeder für sich ihre eigenen kleinen Abenteuer bestreiten und Entdeckungen machen verwebt Bellem so grandios miteinander, dass die Geschichte alleine dadurch noch spannender wird, als sie sowieso schon ist. Manchmal trifft der eine Hauptcharakter einen anderen, den er noch gar nicht kennt - nur zufällig, nur kurz -, aber daraus entstehen wieder neue Puzzlestücke, die der Leser zusammensetzen kann. Manchmal ist eine kleine Szene sogar aus zwei Perspektiven nacheinander erzählt und verrät dadurch, was man die ganze Zeit schon wissen wollte. Bellem spielt so geschickt mit den einzelnen Szenen und Perspektiven, dass jede Szene und jedes Detail im Gesamtzusammenhang eine Bedeutung hat.

Die Sprache ist leicht verständlich und flüssig zu lesen. In Bevölkerungsgruppen im Buch, in denen die Sprache und das Klima etwas rauer sind, wird schonmal jede Frau "Schlampe" oder "Hure" genannt, auch mit anderen derartigen Wörtern wird nicht sparsam umgegangen.
Da es im Buch aber schonmal etwas härter zur Sache geht, Kopfschüsse an der Tagesordnung stehen würde ich das Buch sowieso erst ab 16 Jahren empfehlen. Etwas hartgesotten muss man schon sein als Leser, wenn man sich Tessas Leben als Prostituierte und das Leben der "Unterschicht" allgemein so anhört.


"Welt aus Staub" ist für mich ein Buch, in dem nicht nur das große Ganze, sondern auch jedes kleine Detail stimmt! Das Buch überzeugt durch Action, Spannung und vielschichtige Charaktere, sowie eine immer wieder für Überraschungen sorgende Story. Ein Buch mit vielen Schusswechseln, überraschenden Toden, Arm und Reich und Gut und Böse auf beiden Seiten!
5/5 für eine düstere Dystopie, in der einfach alles passt
Jeden ersten Freitag im Monat findet ihr bei "Krimserei" eine Bloggerbibiliothek mit verschiedenen Blogs und Rezensionen. Vorbeischauen lohnt sich!

2 Kommentare:

  1. Ich finde untertschiedliche Erzähltechniken auch immer ganz spannend. Meistens lese ich aber am Abend und da ist die Chance relativ groß, dass man durch Müdigkeit etc den Überblick verliert. Vielleicht als Urlaubsbuch? Wenn ich mehr Zeit zum lesen habe? :-)
    Vielen Dank für die tolle Rezension und deine Teilnahme bei meiner Aktion!
    Bis bald
    Liebe Grüße
    Angela

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    1. Hi Angela :-)

      Es gibt sicherlich kompliziertere Bücher. Hier ist die Erzähltechnik eigentlich gar nicht verwirrend, weil der Autor sie so raffiniert nutzt. Als Urblaubslektüre sicherlicht, aber auch als Abendlektüre zwischendurch habe ich das Buch sehr genossen. Diese spielerischen Perspektivwechsel und die spannende Story konnten ziemlich mitreißen. Ich kann dich also beruhigen - den Überblick verliert man eigentlich gar nicht! Überrascht werden darf man ja trotzdem ;-)

      Liebe Grüße und danke, dass du so eine tolle Aktion ins Leben gerufen hast.
      Souci

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