Montag, 10. Februar 2014

Rezension: Drei Meter über dem Himmel von Federico Moccia



Autor: Federico Moccia
Originaltitel: Tre metri sopra il cielo
Reihe (Rezensionen im Garten)
  • Band 1: Drei Meter über dem Himmel
Verlag: Ullstein
Erschienen: 14. Juni 2006
ISBN: 978-3-5482-6435-6
Taschenbuch: 398 Seiten; 9,99€
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Perspektivlose Liebesgeschichte einer Pubertierenden und einem unsympathischen Schläger.
Achtung: Kleine Spoiler!












"Step liebt Babi. Babi liebt Step. Doch bevor sie ein Paar werden, geschehen die unglaublichsten Dinge. Und als sie endlich ein Paar sind, geht es nicht weniger unglaublich weiter ..."








Es handelt sich hier um eine Liebesgeschichte. Und was braucht eine Liebesgeschichte um schön und interessant zu sein? Natürlich zwei schöne und interessante Hauptcharaktere.
Schön sind sie in diesem Buch aber nur äußerlich. Ständig kriegt der Leser zu hören, wie oft Step ins Fitnessstudio geht und dass Babi auf Dauer-Diät ist. Aber was an Steps Charakter schön und interessant sein soll, kann ich nach fast 400 Seiten noch immer nicht sagen.

In verschiedenen Rückblenden wird aus Babis und vor allem aus Steps Vergangenheit erzählt. Das soll wahrscheinlich deutlich machen, wie Step zu dem geworden ist, was er jetzt ist. Allerdings schafft es der Autor jeden aufkeimenden Funken von Sympathie im Keim zu ersticken, in dem Step den nächsten Mann krankenhausreif oder fast tot prügelt. Was bringt es da, wenn er Babi Rosen schenkt, ihr Komplimente macht und nur noch an sie denken kann? Er klaut, er lügt, hat keinen Job, randaliert mit seinen Freunden, schläft und schlägt sich anscheinend durch die Stadt ohne auch nur ein Fünkchen Reue zu empfinden. Ich wollte die Hoffnung nicht aufgeben, aber spätestens auf der letzten Seite wurde mir klar, dass er sich wohl nicht mehr ändern wird.
Auffallend ist außerdem, dass alle männlichen Charaktere ständig an Frauen (jeder Mann scheint jeder Frau auf den Hintern zu glotzen; jeder Frau scheint es zu gefallen) und Sex denken müssen. Vor allem die tüchtigen Büroangestellten mit anständigem Job werden dadurch grundsätzlich als unzufrieden mit dem ganzen Leben dargestellt und gucken deswegen jedem kurzen Rock hinterher.
Hinzu kommt, dass Steps Freunde durch die Bank genauso schlimm oder noch schlimmer sind als Step selbst und ebenfalls die ganze Zeit randallieren, stehlen und sich durch die Welt prügeln. Keiner von ihnen darf einen wirklichen Dialog führen, sodass man keinen wirklich kennenlernt. Sie bleiben Rüpel mit denen ich persönlich nichts zu tun haben wollte. Allein Babis Freundin Pallina wirkt nett, wobei auch sehr naiv, da sie das Verhalten von Steps Freunden eher aufregend und spannend findet.
Die Story ist so ganz nett, wenn man das ganze Randalieren, Prügeln und die perversen Gedanken der einzigen Nicht-Arbeitslosen mal unbeachtet lässt.
Ein Wort zu Babi: Sie war anfangs sympathisch, aber dann... lässt sie sich pubertierend auf Step ein, hält sich für ach so begehrenswert, will mit Step schlafen, um nicht mehr so unerfahren vor ihrer Freundin zu wirken und wird schließlich auch gewalttätig . Ehm, na super!

Der große Pluspunkt in diesem Buch ist wohl die Sprache und der Erzählstil. Lest am besten in das Buch hinein, um zu schauen, ob ihr den Sprachstil mögt. Ich liebte ihn. Aus verschiedenen Perspektiven und in schöner Sprache wird eine Geschichte erzählt, die zwischendurch ganz romantisch ist und mit vielen romantisch italienischen Begriffen in Rom auch ein romantisches Fleckchen gefunden hat.
Nur beim nähreren Hingucken fragt sich der Leser, warum das brave Mädchen so plötzlich todesmutig bei einem illegalen Rennen mitfährt und was sie an diesem arbeitslosen Nichtsnutz findet, warum die Eltern es so selten bemerken, wenn die Tochter sich aus dem Haus schleicht, was romantisch oder lustig daran sein soll, sein erstes Mal im Zimmer des Babysitterkindes zu haben, während dem Kleinen von den Rüpel-Freunden Joints und Bier verabreicht wird. Babi wird wütend; ein paar Rosen und alles ist vergessen! Dass der eigene Vater zwischendurch sturzbesoffen Auto fährt und das ganz normal zu sein scheint, wundert mich plötzlich gar nicht mehr.

Erwartet habe ich eine Liebesgeschichte. Auf einen nicht so lupenreinen Burschen habe ich mich eingestellt. "Du oder das ganze Leben" von Simone Elkeles fand ich klasse.
Dieses Buch aber, mit seiner ganzen Gewalt, der Amoralität und den ganzen gescheiterten Persönlichkeiten (ist irgendwer wirklich glücklich in diesem Buch?) hat mir gezeigt, dass es auch anders geht. Wenn das Buch wirklich Italiens Szene darstellt, dann finde ich das traurig, wenn die Darstellung nicht zutrifft, finde ich halt nur die Liebesgeschichte traurig. Aber nicht im positiven Sinne!

Sonstiges:
Es gibt außerdem einen zweiten Teil ("Ich steh auf dich" von Federico Moccia), in dem die Geschichte von Babi und Step weiter erzählt wird.
In Italien feierte das Buch wohl einen so großen Erfolg, dass es sogar verfilmt wurde (LINK zum Amazon-Produkt) - allerdings nur auf Spanisch und mit Englischen Untertiteln.
EDIT: Er ist mittlerweile auch auf deutsch heraus gekommen, genauso wie Teil 2 -> KLICK

Altersempfehlung:
Auf Amazon wird es von 14-17 Jahren empfohlen. Ich würde es eher ab 16 Jahren empfehlen, weil man die Erfahrung haben sollte, zu erkennen, dass die Dinge, die dort geschehen und die viele Gewalt nicht rechtens sind.

Filmtrailer








Zwischendurch hatte mich die italienische Romantik gepackt, aber wer eine positive, witzige Geschichte (was nicht die Ernsthaftigkeit ausschließt) erwartet, der ist hier eindeutig an der falschen Stelle. Alle Persönlichkeiten (AUSNAHMSLOS!) scheinen gescheitert und unzufrieden mit ihrem Leben zu sein. Genauso traurig und schlimm wie die Sicht auf das Leben in Rom (reich wie arm) ist auch das Ende, das mich schon fast in eine schwere Depression stieß. Das Ende war zwar immerhin realistisch und logisch, auf der anderen Seite aber auch so unheimlich deprimierend, perspektivlos und hoffnungslos. 3 Meter über dem Himmel mochten ja Step und Babi geschwebt haben, aber mich konnten sie dorthin auf keiner Seite mitnehmen.






 1,5 von 5 Schmetterlingen

3 Kommentare:

  1. Hallihallooo :)
    Ich lese das Buch auch gerade, bin aber noch nicht weit (Seite 33).
    Das hört sich ja gar nicht gut an :D ich musste mich ersteinmal mit dem Schreibtstil klar kommen :D bin ich gar nicht gewohnt...
    'Du oder das ganze Leben' fand ich auch total klasse , habe ich echt geliebt :)
    Na mal gucken wie mir das gefällt...

    Ganz liebe Grüße
    Kerime

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    1. Hallo Kerime :)
      Zwischenduch fand ich das Buch auch ganz gut und wollte immer weiter lesen und ich musste echt lange überlegen, wie ich dieses Buch bewerte, aber letzt endlich fand ich das Benehmen der Personen nicht kritisch genug beurteilt. Kaum einer sagt "Hey, was die machen ist einfach falsch. Und es ist richtig sie anzuzeigen!"
      Und das finde ich bei so krassem Verhalten einfach notwendig. Ein Buch kann nicht hingehen und jungen Lesern sachlich eine Geschichte von kaputten Jugendlichen erzählen und sich vor einer Wertung drücken.
      Aber zum Glück wird Simone Elkeles ja auch nicht müde, ganz viele Bücher zu veröffentlichen ;D

      Liebe Grüße
      Souci

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