Dienstag, 24. März 2015

Rezension: Egosex - Was Porno mit uns mach
von Christina Rammler




Autor: Christina Rammler
Genre: Christliches Sachbuch
Verlag: SCM Hänssler
Erschienen: 15. Januar 2015
ISBN: 978-3-7751-5625-7
Broschiert: 240 Seiten; 14,95€
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Mutig Beichten, die zum Nachdenken anregen und ein zu hoch erhobener Zeigefinger

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Beschreibung









<<"Schaust du eigentlich Pornos", fragt Christina Rammler unverfroren einige Bekannte. Und fünf Männer und zwei Frauen packen aus. Sie erzählen davon, was sie mit Pornos machen - und was Porno mit ihnen macht: mit ihrer Sexualität, ihren Beziehungen und ihrem Bild von sich selbst und anderen. Frei und ungeniert sprechen sie über ein gesellschaftliches Tabu-Thema. Ihre Geschichten gehen unter die Haut. Mit einer fesselnden Mischung aus Reportage und Analyse liefert Christina Rammler verblüffende Antworten und ethisch-theologische Überlegungen ohne den moralischen Zeigefinger. Ein ungewöhnliches Buch mit erfrischender Leichtigkeit, kreativem Sprachwitz und unbestechlicher Klarheit.">>

LINK zum Buchtrailer

Meine Meinung





Schaust Du eigentlich Pornos?

Aus unserer Zeit sind Pornos nicht mehr wegzudecken. Nackte Körper sind allgegenwärtig - auf Plakaten, im Fernsehen, auf dem Handy, im Kino und vor allem: im Internet!
Ob Werbung von Porno- oder von Datingseiten, überall springen uns leicht bekleidete Frauen entgegen. Man kann sich dem kaum noch entziehen. Völlig verständlich also, dass Porno zu einem Massenphänomen - oder sollte ich sagen: Massenproblem - wird.
Und genau aus dem Grund sollte auch jeder zu diesem Thema eine Meinung haben - und bitte schön eine wohl durchdachte, differenzierte und nicht eingefahrene und stereotypische.
Denn es ist nicht schwarz-weiß: Pornos sind weder "kein Problem" noch "durch und durch böse, genauso wie die Leute, die sie konsumieren".

Also vorweg: Vielen Dank, Frau Rammler, dass Sie ein offenes und ehrliches Buch über ein Tabu-Thema geschrieben haben, dessen größtes Problem es ist, dass einfach nicht darüber geredet wird.

Doch nun zum Buch. Die Einleitung ist der Autorin sehr gut gelungen. Ihre Sprache ist locker und ermutigt dazu auch locker mit dem Thema umzugehen. Sie betont, dass wir alle (vor allem Männer in einem gewissen Alter) Lust empfinden und Bedürfnisse haben, die sich nicht ignorieren oder verdrängen lassen. Diese Betonung ist vor allem wichtig, da einige Kirchenvertreter gerade dazu aufrufen: Die "böse" (außereheliche) Lust als menschliches Bedürfnis soll unterdrückt werden!
Also, wir alle haben diese Hormone und sie zu unterdrücken führt zu Komplexen, sie zu verteufeln zu Selbsthass.

Ein ganz wichtiger Aspekt, den das Buch durch seine Interviewpartner gut vermittelt: Du bist nicht allein!
Die acht Interviewpartner sind verschiedenen Geschlechts, kommen aus verschiedenen Familien- und Lebenssituationen, glauben unterschiedliche Sachen und wollen unterschiedliche Sachen. Sie sind alle verschieden. Doch sie haben eins gemeinsam: Sie alle haben eine Geschichte mit Pornos, sie sind mitten drin, sie liegt schon hinter ihnen, sie kämpfen damit, sie kämpfen nicht damit. All das ist vertreten und führt uns vor Augen, welche Stufen des Pornokonsums es gibt und was er bewirken kann. Du bist nicht der einzige, der diese Lust empfindet. Du bist nicht der einzige, der sich fragt, ob Pornos dein Bild von Frauen beeinflussen. Du bist nicht der einzige, der sich fragt, ob es in Ordnung ist in einer Beziehung Pornos zu konsumieren.

Viele Aspekte werden hier angesprochen und jede Geschichte führt vor Augen, dass es nichts Schlimmeres gibt als nicht darüber zu reden! Genauso führt es vor Augen, wie schädlich es in einer Beziehung ist, nicht über den Sex zu reden.

Zu bemängeln habe ich an der Wahl der Interviewpartner Folgendes.
Vor allem gen Ende des Buches sind Leute vertreten, die ihre Pornosucht "nur" mit Hilfe ihres Glauben entkommen. Das ist sicherlich vorstellbar - ich möchte das Wirken Gottes in dem Fall nicht anzweifeln -, allerdings ist es kein Stück repräsentativ! Ein pornosüchtiger Mensch sollte durch das Lesen dieses Buches ermutigt werden und einen Weg aufgezeigt bekommen, den er gehen kann. Wunderheilung ist hier ein schlechtes Beispiel, denn der betroffene Leser denkt sich: "Ist zwar schön für die, aber ich würde das nie so hinkriegen.". Das ist sehr schade an diesem Buch!

Ein weiterer Punkt, den viele Rezensenten schon aufgeführt haben geht in Richtung Oberflächlichkeit. Liebe Frau Rammler, wenn Sie den Leser zum Thema "Sex vor der Ehe" belehren wollen, dann schreiben Sie bitte ein eigenes Buch darüber, in dem Sie es differenziert betrachten und knallen dem Leser nicht Ihre eigene Meinung als allein gültige binnen zwei Seiten, belegt mit zwei Bibelzitaten vor den Latz. Das war überflüssig und hat vielen Leser vor den Kopf gestoßen! Hier hätten Sie einfach Ihre Interviewpartnerin für sich sprechen lassen können. Ich konnte ihre Entscheidung nämlich nachvollziehen, nur Ihre Meinung und Begründung nicht.
Genauso verhält es sich mit dem Thema, dass Pornos eine Sünde seien und das bloße Schauen von Pornos innerhalb der Ehe gleich ein Ehebruch ist und somit mit "Fremdgehen" auf eine Stufe gestellt wird. Solche "eingeworfenen Meinungen der Autorin" haben sehr gestört, da sie arg unreflektiert wirken.

Auch ist das Buch bei der Frage, wie ein Mensch aus seiner Pornosucht herauskommt sehr einseitig. Es wird kein Weg aufgezeigt bei dem der Betroffene nicht erst eine tiefe Beziehung zu Jesus aufgebaut hat. Leider hat das nicht jeder, auch nicht jeder Christ. Doch auch für solche Leute hätte ich mir mehr Möglichkeiten, Auswege und Gedankenanstöße gewünscht.
Einige Aspekte zum Thema Porno wurden ebenfalls nicht angesprochen. Ist die Arbeit als Pornodarsteller nicht menschenunwürdig, weil die Leute ihren Körper verkaufen, dadurch herabgewürdigt und darauf reduziert werden? Ist es nicht schon deshalb verwerflich so etwas zu unterstützen? Gibt es einen Unterschied - auch in der Wirkung - zwischen Amateurpornos und professionellen Pornos? Was spielt sich neurobiologisch betrachtet in unserem Gehirn ab während und nachdem wir Pornos konsumiert haben? Welchen Unterschied gibt es zwischen der Ursache, warum wir Pornos gucken und der Wirkung, die sie auf uns haben?...

Aber auch einige gute und gelungene Denkanstöße möchte ich hier noch erwähnen: Zum einen wird thematisiert, wie sich Pornos auf unsere romantische Beziehung auswirken können, daraufhin auch, was es braucht, um eine gute Beziehung auf sexueller Ebene zu führen. Dann wird hervorgehoben, wie sich langjähriger und intensiver Pornokonsum auf das Frauenbild des Mannes aber auch der Frau auswirken kann. Auch wird auf (religiöse) Familien eingegangen, die Kindern einbläuen ihre eigene Sexualität zu unterdrücken und welche Folgen das haben kann - Stichwort: Selbstekel.
Mich hat das Buch dazu motiviert offener mit dem Thema umzugehen und darüber zureden, weil ich erkannt habe, dass es jeden betrifft.

Ich kann das Buch denjenigen empfehlen, die auf der Suche nach (vor allem religiösen) Gedankenanstößen und Berichten zu dem Thema sind. Nicht geeignet ist das Buch, wenn du dich eher für die biologische Seite zu dem Thema interessierst, mit dem Christentum wenig bis nichts anfangen kannst oder dir der Schreibstil in der Leseprobe zu leger war.

HIER findet ihr noch eine schöne Rezension zu dem Buch!

Fazit






Das Buch bietet viele interessante Gedanken und ehrliche und offene Beichten, die helfen sich selbst eine Meinung zu diesem aktuellen und wichtigen Thema zu bilden. Die Offenheit und die realen Personen, die von ihrem Pornoverhalten berichten zeigen außerdem, wie allgegenwärtig Pornos sind und wie erschreckend wenig darüber geredet wird, obwohl der Redebedarf auf jeden Fall da ist.
Das Buch hätte allerdings für akute Not repräsentativere Interviewpartner gebraucht, um hilfreicher sein können. Zu oft wurde der christliche Glauben als einziger Ausweg eingebaut. Zudem hätte sich die Autorin an einigen Stellen mit ihrer eigenen Meinung ein bisschen zurückhalten und mehr auf die Interviewpartner konzentrieren können.

Zuletzt bleibt mir aber ein gutes Gefühl nach dem Lesen, denn es tut gut sich über das Thema Gedanken zu machen, vielleicht sogar während des Lesens mit anderen über einige Aspekte zu reden und endlich das Schweigen um dieses Tabu-Thema - vor allem im christlichen Bereich - zu brechen!

3 Sterne

Vielen Dank an LovelyBooks.de und den SCM Hänssler Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars

2 Kommentare:

  1. Hallo Souci,

    obwohl ich das Buch nicht kenne und dies auch nicht zu meinem üblichen Lesestoff gehört,
    habe ich deine ausführliche und gut belegte Rezension mit großem Interesse gelesen.
    Gefällt mir sehr.

    Sonnige Wochenendgrüße,
    Hibi

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    1. Hallo Hibi,

      ein größeres Lob kann ich mir als Rezensent nicht vorstellen.
      Vielen Dank dafür!

      Liebe Grüße♥
      Souci

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