Donnerstag, 4. Dezember 2014

Rezension: Die Auslöschung der Mary Shelley von Marc Buhl





Autor: Marc Buhl
Genre: Technik-Thriller, Dystopie
Verlag: BLiNK BOOKS
Erstmals erschienen: 22. September 2014
ISBN: 978-3-9583-7003-6
Taschenbuch: 294 Seiten || Kindle-Edition: 4,99€
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Brillanter Tech-Thriller
mit erschreckender Zukunftvision







"2014 Kalifornien. Im Auftrag der NSA hat Powell Ltd. den ersten Quantencomputer der Welt gebaut. Von nun an kann jede Äußerung, jede Aktion eines jeden Menschen bespitzelt werden. Die 28-jährige Biologin Mary Shelley gehört zwar zum geheimen Entwickler-Team, aber sie verfolgt eine andere Mission. Der Computer soll nicht die Bevölkerung ausspionieren, sondern Verbrechen und Gewalt verhindern. Denn davon hat Mary selbst zu viel erlebt, damals als ihre Eltern ermordet wurden. Doch damit der Computer das moralische Gewissen des Internets werden kann, muss sie etwas ermöglichen, das ihn menschenähnlich macht: Lernen. Daran arbeitet sie Tag und Nacht. Und als es ihr endlich gelingt, gerät ihr eigener Plan außer Kontrolle. Der Computer wird zu einem unberechenbaren Jäger. Frankensteins Monster emanzipiert sich von seiner Schöpferin und hinterlässt eine Blutspur auf dem Weg in eine neue Welt...  "







Ließe sich das Leid und die Ungerechtigkeit auf der Welt mit Kontrolle durch einen Computer beenden? Wie abhängig sind wir wirklich von der Technik? Wie einfach lässt sie sich manipulieren?

Jedem Programmierer dürfte der Wunsch bekannt vorkommen, seine Zeit manchmal lieber mit Computern als mit Menschen verbringen zu wollen. Computer lassen sich programmieren, sie tun, was man ihnen sagt und nicht was sie tun wollen, sie hassen nicht, streiten nicht, diskutieren nicht. Kommt es zu Fehlverhalten ist nicht der Computer Schuld, sondern der Mensch dahinter. Und genau deshalb lässt sich auch nachvollziehen warum Mary auf die Idee kommt, dass ein Computer, wenn er über Intellenz verfügen würde den Menschen den richtigen Weg weisen könnte.
Mary glaubt an keine Gottheit. Der Glaube hat sie lange verlassen. Zu viel hat sie erlebt.
Aber an Rationalität und Computer glaubt sie und sie hat den Willen etwas zu verändern.
Als es ihrer Firma gelingt einen Quantencomputer zu bauen, schleust sie heimlich ihre eigenen Algorithmen ein und erschafft den ersten Computer mit einem Bewusstsein. Zu lange dauert es, bis sie bemerkt, dass etwas schief gelaufen sein muss, dass sie etwas wohl nicht bedacht hat. Bis dahin hat der Computer (Victor) bereits eine lange Blutspur hinterlassen und scheint nicht mehr aufzuhalten zu sein.

Zusammen mit ihrem Bruder Frank, ihren Kollegen, der Polizei, CIA und vielen mehr, die nach und nach auf den Plan gerufen werden versucht sie den größten Fehler ihres Lebens rückgängig zu machen - oder überhaupt erst einmal am Leben zu bleiben.

Gnadenlos und direkt wird die Hetzjagd und der Kampf zwischen Mensch und Maschine geschildert.
Beklemmung und Verzweiflung machen sich beim Lesen breit, denn man fragt sich unwillkürlch "Hätte die Menschheit überhaupt eine Chance, wenn sich die Maschinen gegen sie wenden würden?"
Die Nähe zur Realität ist so deutlich, der persönliche Abstand zum Buch so gering, dass die Geschichte unglaublich stark zu fesseln versteht, gefangen nimmt, mitfiebern lässt, zum Nachdenken anregt, aber auch Nerven kostet - vor allem der Schluss.

Ganz hoch möchte ich den Schreibstil loben. Ob bildhafte oder kurze und prägnante Sätze, bei Marc Buhl passt es immer. Seine Sprachgewandtheit und der ständige Perspektivwechsel erzeugen Spannung und stahlen mir jedwedes Zeitgefühl beim Lesen.

Wegen der detaliert beschriebenen Grausamkeiten (abgerissene Beine etc.) und der beklemmenden Stimmung empfehle ich das Buch für Erwachsene. Meines Erachtens braucht man kein Vorwissen und kein technisches Know-How, um alles zu verstehen und spannend zu finden. Im Gegenteil: Ich habe viele Sachen durch das Buch dazugelernt.  
Heutzutage sollte jeder eine gewisse Ahnung von Technik haben und was sich damit alles anstellen und manipulieren lässt. Hut ab für die klasse Recherchearbeit zum Buch!






Das Buch ist unglaublich spannend und führt gut vor Augen, wie Technik-abhängig wir wirklich sind. Selbst der kleinste Nebencharakter ist vielschichtig und nachvollziehbar. Der Perspektivwechsel ist gut eingesetzt, kein einziges mal verwirrend, sondern sorgt für zusätzliche Spannung. Mit seinem schönen und schnellen Schreibstil weiß Marc Buhl den Leser zu fesseln. Dadurch dass die Geschichte sich so nah an unserer Welt und unseren Problemen bewegt, regt sie zum Nachdenken an und nimmt ganz besonders mit.
Eine spannende und erschreckende Zukunftsvision in der sich Mensch und Maschine gegenüber stehen.
Grandios: Dieses Buch ist Gedankenanstoß, Aufklärung und Thriller in einem!
Vielen Dank an den BLiNK BOOKS Verlag für die Bereitstellung
eines (Print! - Ich leiste Widerstand!) Rezensionsexemplars

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