Samstag, 14. April 2012

Rezension: Die Wächter Edens von Stephan R. Bellem




Autor: Stephan R. Bellem
Verlag: Otherworld Verlag
Erschienen: September 2011
ISBN: 978-3-8000-9548-3
Broschiert: 309 Seiten; 14,95€
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Ist es nicht das, was Gott für uns wollte?
Worum geht es dabei ein Mensch zu sein?
Was ist Gottes Plan?
Und was ist das Paradies auf Erden?







„Denn so hat der Herr uns gemacht. Er hat keine perfekten Wesen geschaffen. Nur perfekte Absichten. Wir vergessen, wir verleugnen, wir hoffen und wir fluchen. Wir sind so, wie Gott und Seine himmlischen Wesen niemals sein können. Wir sind nicht perfekt. Wir sind Menschen. Nur Menschen.“(Die Wächter Edens, S. 106/107)







Ich werde an dieser Stelle den Klappentext zitieren, da der Text auf dem Buchrücken den Leser doch völlig unvorbereitet in eine Geschichte mit ganz anderen Schwerpunkten leitet.
Das wirklich meisterhafte an diesem Buch sind die beiden ganz verschiedenen Welten der Journalisten auf der einen Seite und der Engel und Paladine auf der anderen, die hier aufeinander treffen.

Das sagt der Klappentext:
"Die junge Reporterin Arienne verfolgt eine grauenerregende Mordserie an Obdachlosen. Die Opfer sind stets bis zur Unkenntlichkeit verbrannt. Doch die Polizei will der Sache nicht nachgehen. Je mehr Nachforschungen Arienne anstellt, desto mehr wird ihr bewusst, dass die Morde Teil einer uralten Fehde sind. Und plötzlich gerät sie zwischen die Fronten eines Krieges, der schon seit Ewigkeiten tobt.


Als der Schweizergardist Antonio plötzlich in eine kleine Kirche mitten in Deutschland geschickt wird, ahnt er nicht, dass sich dahinter das größte Abenteuer seines Lebens verbirgt. Doch schon bald nagt die Frage an ihm, ob er dem charismatischen Vincent wirklich vertrauen kann oder ob der Mann nicht einer eigenen dunklen Agenda folgt."


Das sagt der Autor:
 






„Eine weitere Liebesgeschichte mit Engeln – den neuen Vampiren.“ Mit dieser Haltung bin ich an das Buch herangegangen. Und wenn ihr das auch tut, dann bereitet euch darauf vor, genauso bitter enttäuscht zu werden wie ich.  Und das ist auch gut so! Arienne macht gerade ihr Volontariat in einer Redaktion. Sie stößt auf eine Reihe von Mordfällen, bei denen sie das Werk eines Serienmörders vermutet. Schnell kann sie Tom, einen erfahreneren, älteren und sehr sympathischen Journalist, bei diesen Ermittlungen an Bord ziehen. Ariennes Vergangenheit ist sehr interessant und führt den Leser schnell auf eine heiße Spur. Tom nimmt hier eher die Rolle der Vaterfigur ein. Dies wirkt erfrischend, da eine Romanze zwischen den beiden von Anfang an auszuschließen ist. Schon hier bricht Stephan R. Bellem also aus dem typisch vorhersehbaren Plot aus, und weckte gleich meine Neugier. Spannung baut sich vor allem gut durch den Wechsel der Erzählperspektiven auf. Wenn an der einen Stelle aus der Sicht eines bestimmten Menschen geschrieben wird, kann der Leser z.B. später Gebrauch von dem durch diese Perspektive erlangten Wissen machen. So weiß der Leser stets mehr als die Protagonisten, kann aber trotzdem noch mitfiebern und – rätseln.
Die Welt der Paladine – teilweise auch die der Engel – lernt man durch die Augen Antonios, eines Schweizergardisten, kennen. Er ist auf jeden Fall eine Sympathiefigur, die ich zu Anfang deutlich unterschätzt habe. Er gibt eine nachvollziehbare Sichtweise auf die Arbeit der Paladine und ihm werden - stellvertretend für den Leser – die Augen für die Geheimnisse und Schrecken der Welt geöffnet, die Bellem hier geschaffen hat. Tatsächlich sind seine moralischen/„menschlichen“ Zweifel, die er an seiner neuen Arbeit hat, durchaus berechtigt, und vereinen an diesem Punkt Antonios alte – also „unsere – Welt mit der neuen Welt, in der es Engel und andere Schreckgestalten gibt. Denn wenn man glaubt Engel wären immer bodygebildete, unverschämt gutaussehende Männer mit Muskeln überall, sogar auf den Schultern ausgestattet – wozu auch immer man die braucht?! -, der hat sich getäuscht. Bellem’s Engel sind zwar mysteriös und geheimnisvoll, aber ganz bestimmt nicht aus „Engel sucht Gefährtin“ entsprungen. Ver-/Bezaubernde Augen? Ja! Fähig zu Gefühlen? Ja! Dramatische Vergangenheit? Ja! Aber da hört es auch schon auf, denn vor allem sind sie geheimnisvoll und nicht von dieser Welt. Deshalb erfährt der Leser weniger über sie, als über die Paladine Toni, Shane und Noriko oder bspw. den Pfarrer der Kirche, in der sich ihr „Hauptquartier“ befindet. Nun ihr seht schon: Die Action siegt bei Herrn Bellem über die Romantik und die anspruchsvollen Dialoge über die Schäferstündchen. Dies ist nicht negativ, sondern eine Tatsache. Und wenn man mit dieser Einstellung an das Buch herangeht, kann man die spannende und unterhaltsame Geschichte richtig auskosten. Von Anfang an kann man den flüssigen Schreibstil des Autors genießen. Es wird zwar an einigen Stellen schon recht blutig, aber vor allem bei den Kämpfen der Engel stehen nicht körperliche sondern geistige und dialoglastige Duelle im Vordergrund. Doch auch der Witz kommt nicht zu kurz: Ich musste doch herzlich über so manch ein Geheimnis lachen, in das Toni eingeweiht wird, wie z.B. dass [Graf] Dracula – oder D., wie ihn Shane gerne nennt - ein Opfer des Fortschrittes sei.

Mein einziger Kritikpunkt an dieser Stelle ist die Gewissenfrage. Toni stellt berechtigterweise das „Der-Zweck-heiligt-die-Mittel“-Prinzip vom Engel Vincent in Frage. Von einem Dämon besessen zu sein, ist nämlich nicht mit einem kleinen Exorzismus lösbar. Stattdessen muss man den „Wirtskörper“ umbringen. Das heißt, wenn ein Engel nicht rechtzeitig den Wirtskörper umbringt und die arme Seele in den Himmel schickt, kommt sie unweigerlich in die Hölle. Kein „Vielleicht“ oder „ich war doch immer brav“. Nein, wir befinden uns hier in einer kniffligen Situation, in der es nur „Schwarz-Weiß“-Lösungen zu geben scheint. Dein Leben wird zum Wohle der Menschheit frühzeitig beendet. Danach kommst du entweder in den Himmel oder in die Hölle, unabhängig davon, was für ein Leben du vorher geführt hast. Das Toni dies anfangs schwer akzeptieren kann und der Pfarrer später auch ins Zweifeln gerät ist nur zu nachvollziehbar.
"[Auf der Jagd nach einem Dämon:] Noriko […] flüstert ihm [Toni] ins Ohr: „Bleib dicht hinter uns. Und was auch immer wir da oben finden, halte dich von ihm fern. Niemand berührt es, mit Außnahme von Vincent.“ „Es?“, fragte Toni[…]."(Die Wächter Edens, S,118)
An dieser Stelle hätte ich mir doch vom Autor noch eine Alternativ-Lösung gewünscht. Denn so etwas kann kaum in Gottes Sinne sein und hat mich als Leser in dem Punkt sehr unbefriedigt aus dem Buch entlassen. Was mir sehr prositiv dagegen aufgefallen ist, ist die Untermalung vieler Szenen mit bestimmten Liedern. Für die von euch, die die Lieder – wie ich – nicht im Kopf haben sollten, habe ich für das Lesen unten eine Playlist mit Links zu den Songs erstellt, um die Suche zu erleichtern. Ich persönlich höre „Open Your Eyes“ von Alter Bridge schon seit Tagen rauf und runter :-) Den Titel des Buches finde ich nur allzu gelungen und ich war kurz in Versuchung für das schöne Cover einen Extrapunkt zu vergeben. Allerdings ist mir immernoch schleierhaft, was die abgebildete Szenerie auf dem Cover mit dem Buch zu tun hat. Das ist jedoch nicht schlimm, denn es ist trotzdem ein wahrer Augenschmaus.

Zum Autor:
Stephan R. Bellem scheint ein richtiger Paladin-Fanatiker zu sein, denn die 3 Chroniken des Paladins sind seine erste Buchreihe. Auch mit Büchern wie Bluttrinker und Portal des Vergessens hat er sich einen Namen gemacht. Nach Die Wächter Edens ist sein neustes Buch Welt aus Staub, welches im Januar 2012 erschienen ist. Nach Beendigung der Wächter Edens, habe ich es sofort auf meine Wunschliste gesetzt ;-)

Der Soundtrack zum Buch:
Open Your Eyes – Alter Bridge
Something To Believe In – BonJovi
Sultans Of Swing – DireStraits
Life A Lie – Default
Shadow Of The Day – LinkinPark
Vox Populi – 30 Seconds ToMars
Hurt – Johnny Cash (Nine InchNails-Cover)
One – Metallica
Heroes – David Bowie






"Ist es nicht das, was die Menschen auszeischnet?, dachte er. Die Möglichkeit, ihr Leben nach den eigenen Vorstellungen zu gestalten? Ist es nicht das, was Gott für uns wollte?" (Die Wächter Edens, S. 263)
Dieses Zitat lasse ich hier einmal im Raum stehen. Die, die das Ende kennen, werden wissen warum ich gerade das heraus gesucht habe. Schließlich steckt darin ein Ansatz, den der Autor konsequent bis zum Finale des Buches – der Auflösung – verfolgt und auch konsequent zu Ende denkt. Von mir gibt es solide 4 von 5 Buchblättern für dieses unterhaltsame und vor allem durch Spannung überzeugende Abenteuer mit einer ganz neuen Sicht auf den Mythos der Engel.






4/5 Schmetterlingen

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